Fachkongress „Die Zukunft der Frühen Bildung“

Wo geht die Reise in der frühen Bildung hin? – zunehmende Diversität, Digitalisierung, Fachkräftemangel… „Auch wenn sich die Inhalte unserer Arbeit in den letzten 50 Jahren gewandelt haben, so ist eine Konstante immer geblieben: Die Kinder mit ihren Bedürfnissen, Kompetenzen und Rechten standen und stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.“ dies betone Fabienne Becker-Stoll, die Leiterin bei ihrer Festrede anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP). Der runde Geburtstag wurde in Amberg am 5. und 6. Juni 2024 mit Gästen aus der Politik, Wissenschaft und der pädagogischen Praxis gefeiert. Ich freute mich, im Rahmen des Praxisbeirats und des Erasmus+ Projekts, dem ich seit 2020 angehöre, eingeladen worden zu sein. Frau Becker-Stoll beschrieb die Meilensteine der Arbeit ihres Instituts, wo es damals wie heute um den quantitativen Ausbau von Betreuungsplätzen aber auch der qualitativen Entwicklung der frühen Bildung in den Kindertageseinrichtungen ging. Stets wurde auch die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder nichtdeutscher Familiensprachen berücksichtigt. Mit der Entwicklung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans im Jahr 2005 hat das IFP einen beachtlichen Beitrag für das eigenständige Bildungsverständnis für Kinder im Elementarbereich geleistet.

Weitere Gäste, wie die Staatsministerin Ulrike Scharf und Prof. Dr. Walper, die Direktorin des Deutschen Jugendinstituts München überbrachten Grußbotschaften. Auch sie reflektierten die vergangenen 50 Jahren des IFP. Wichtige Themen waren die zunehmende Diversität von Familien und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Berufstätigkeit von Familien sollte schon 1996 erleichtert werden, mit dem Rechtsanspruch auf den Betreuungsplatz für Kinder ab 3 Jahren, welcher 2013 auf Kinder von 1 bis 3 Jahren erweitert wurde. Doch heute erleben wir den großen Fachkräftemangel – auch in der Frühen Bildung. Die Kampagne „Fachkräfte gewinnen, qualifizieren und binden“ hat eine große Bedeutung. Ausreichend Kita-Plätze werden in Bayern bis 2030 nur mit großer Anstrengung erreichbar sein.

Beim folgenden Fachkongress nahm Dr. Henning Hermes vom ifo Institut München die Zugangschancen der Frühen Bildung unter die Lupe. „Kita ist für alle da? Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Dass heute immer noch die Herkunft der Familie über die Bildungschancen der Kinder entscheidet, ist bedenklich. Seine Studien belegen, dass für Familien mit nichtdeutscher Herkunft die bürokratischen Hürden bei der Suche eines Betreuungsplatzes enorm hoch sind. Der Zugang sollte durch verständliche Informationen und vereinfachte, einheitliche Verfahren erleichtert werden.

Am zweiten Veranstaltungstag stand das Kennenlernen der vielfältigen Arbeitsschwerpunkte des IFP und der Austausch mit den Multiplikatoren im Vordergrund. Workshops aus den Praxisbereichen komplettieren die Fachtagung.

„Baby oder Smartphone im Blick?“ Dr. Julia Berkic, Dr. Kristin Cordes und Fabienne Körner stellten die Kampagne vor und gingen folgenden Fragen nach. „Wie kann sich die Smartphone-Nutzung enger Bezugspersonen in Anwesenheit von Baby oder Kleinkind auf Feinfühligkeit, Bindung und kindliche Entwicklung auswirken ? Und was ist zu beachten, wenn Kleinkinder selbst digitale Medien benutzen? Mit praktischen Übungen und alltagsnahen Impulsen wurden Anregungen für einen achtsamen Umgang erarbeitet.

Im Workshop von Katharina Nierhoff wurde der eigene „Methoden-Werkzeug-Koffer“ aufgefüllt, denn eine vielfältige Auswahl von Methoden für Seminare und Teambesprechungen sind für Leitungskräfte ein wichtiges Element. Wie können Lerninhalte interessant und nachhaltig vermittelt werden? Mit analogen und digitalen Möglichkeiten wurde der zielgerichtete Einsatz aktiv erprobt.

Das IFP hat an diesen beiden Tagen ein umfangreiches Programm zur „Zukunft der Frühen Bildung“ zusammengestellt. Ich nahm viele interessante Themen und Anregungen durch den Austausch mit nach Hause. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!

Martina Riedl, Leitung vom „Haus der bunten Worte“