Projekt „Schlangen“ im Offenen Haus

In meinem Buch ist eine schwarze Schlange,

die aussieht wie eine Kobra.

Mika

Die 4 bis 6-jährigen Kinder beschäftigen sich seit Oktober 2020 mit dem Projekt „Schlangen“

Auf dem Weg zum Projekt

Im Oktober 2020 beobachteten wir  einige Wochen bei mehreren 4 bis 6-jährigen Kindern, ein hohes Interesse an Schlangen. Im Atelier malten sie unterschiedliche Schlangen, schauten Bücher dazu an und stellten viele Fragen. So entstand unsere Projektgruppe.
Cronabedingt mussten wir zu dieser Zeit trotz unserem Offenen Konzept feste Kindergruppen bilden. So fand sich bei den Kindern im Bauraum eine Gruppe, die ab Mitte Oktober sehr intensiv am Schlangen-Projekt arbeitete.

Die Brillenschlange

Im Morgenkreis zeigt Asu Helin den Kindern die Schlagen in ihrem Tierbuch. Besonderes Interesse erweckt die Brillenschlange.
TIL „Die kenn ich, das ist eine Kobra!“
MIKA „In meinem Buch ist eine schwarze Schlange, die aussieht
wie eine Kobra.“
Hildegard liest aus dem Buch vor. Die Schlange heißt Brillen-Schlange.
HILDEGARD „Was fällt euch an der Brillenschlange auf?“
LOUISA „Nackenschild bei Kopf und Hals.“
EMIL „Der Hals ist groß.“
SIMON „Das sie giftig ist.“
JOHAN „Sie hat eine andere Zunge.“
MATEO „Sie hat einen Nackendinger.“

Über den Beamer schauen sich die Kinder weitere Fotos von Brillenschlangen an. Das „Brillenmuster“ der Schlange ist deutlich zu erkennen.

MIKA „Das sind nicht die Augen, das ist das Nackenschild und ist
gestreift.“
TIL „Da erschrecken sie die anderen.“
LOUISA „Die Feinde.“
LAURENZ „Da sind so zacken am Kopf.“
LUKAS „Das die da hochsteht, das sieht aus wie eine Kobra.“
SIMON „Da ist ganz viel Gift drin. Im Gehirn. Da beißt die dann
und dann ist da beim Menschen Gift.“
AYAZ „Der Schwanz.“
MIKA „Der ist genau so klein wie ein Finger.“
EMIL „Der Schwanz geht so, in eine andere Richtung wie der Kopf. Das sieht
unten wie eine Brille aus.“
LAURENZ „Da oben sieht es wie eine Beule aus.“

Johan sucht in seinem Buch die Brillenschlange. Wir erfahren, dass die Brillenschlange eine Kobra ist. Sie bildet ihr Gift in den Giftdrüsen und wenn eine Kobra wütend ist, hebt sie den Vorderkörper hoch, spreizt den Nacken und zischt.

Die vertrocknete Schlange

Til findet in der Illerau eine vertrocknete Schlange und bringt sie mit. Im Morgenkreis schauen sich die Kinder alles ganz genau an. Um die Details besser zu erkennen, holen wir das Mikroskop zur Hilfe.

KAAN „War das echt Schlange?“
EMIL „Die hat den Mund offen!“
TIL „Die hat spitze Zähne.“

ASU HELIN „Das ist wie ein Baum.“
TIL „Da erkennt man richtig die Haut.“
LOUISA „Da sind Risse in der Haut.“
AYAZ „Die Haut ist ein bisschen umgeknickt.“

EMIL „Es sieht aus wie Gift.“
LUKAS „Das sieht aus wie ein Skelett.“
TIL „Ich kann die Knochen sehen, die lebte mal in echt.“
GRETA „Ich kann die Zähne sehen.“

LUKAS „Die hat mal geschlängelt und wurde von einer großen Schlange gebissen.“
LOUISA „Die ist mal geschlängelt und dann ging ihr das Gift aus und dann ist sie gestorben.“

Aus Büchern erfahren die Kinder, dass die Schlangen ihre Haut abwerfen. Über diesen Vorgang tauschen sie sich, in den darauf folgenden Morgenkreisen, aus. Zur Vertiefung zeigen wir den Kindern einen Kurzfilm über das Häuten der Schlange.

LOUISA „Die Schlange hat ihre Haut abgeworfen, weil sie eine Neue hat.“

ASU HELIN „Wenn sie wächst bekommt sie eine neue Haut. Bevor sie wächst geht sie von ihrer kleinen Haut raus. Unsere Haut wächst, aber unsere Kleidung nicht.“
TIL „Die Schlange kann wachsen aber die Haut nicht.“
LUKAS „Die häutet sich, weil dass man die Haut findet und sie zusammen machen kann. Der Schlangenfänger nimmt sie in sein Auto und dann klebt er sie zusammen. Der Schlangenfänger bringt sie in einen Kindergarten oder in ein Paket zur Post und schickt sie nach London oder Spanien zu einem Kind, Frau oder Mann. Zum aufhängen im Kinderzimmer.“

EMIL „Wir haben da an der Wand ein Schlangenbild angeschaut. Wir haben geguckt, wie die Schlange da raus kommt, aus der Haut.“
JOHAN „Ich habe im Buch ein Bild, wie sich die Schlange häutet.“
MIKA „Meine Mama hat erzählt, ihr Bruder hat eine Schlange gehabt und dann hat die Schlange die Haut abgelöst und dann wächst eine neue Haut, damit sie weiter leben kann.“

In unserer Projektbesprechung erforschen die Kinder echte Schlangenhäute. Wie fühlen sie sich an?

ELENA „Der ist klebrig!“
GRETA „Aber hier ist nicht so ganz klebrig. Es ist weich.“
LUKAS „Das ist ein bisschen glitschig.“

MIKA „Sie stinkt! Und da kann man rein gehen in den Schwanz.“
EMIL „Ein bisschen weiches Fell.“

LUKAS betrachtet die Schlangenhaut und sagt: „Die ist ja wirklich lang!“

Diese Aussage inspiriert die Kinder, die Schlangenhäute zu vergleichen und zu messen. Lukas legt sich neben die lange Schlangenhaut und die Kinder stellen fest, dass die Schlange größer war. Nun legt sich Lousia dazu. Beide Kinder erreichen zusammen die Länge der Schlangenhaut.

Während der Auseinandersetzung mit der Schlangenhaut rückt die „Enge“ in den besonderen Fokus. Wie fühlt es sich an, wenn es der Schlange in ihrer Haut zu eng wird? Wir wickeln die Kinder in eine Matte ein und sie versuchen, sich „aus der engen Haut“ zu befreien. Die Kinder berichten von ihrer Erfahrung.

AYAZ „War ganz warm.“
LOUISA „Warm und eng.“
JOHAN „Ganz eng. Nicht angenehm. Es drückt.“
ARDA „Kuck habe ich geschafft. Es war gut. Die Knochen
müssen raus sein, weil Nicole so halt.“
SIMON „Heiß und warm und winzig“
GRETA „Heiß ist, wenn etwas anstrengend ist. Ich komm da ganz leicht raus ohne Hände, war einfach gut.“
LUKAS „Bei mir war´s ganz eng. Da krieg ich keine Luft.“
MIKA „Wie wenn man mich in den Bauch schlägt. Ja, weil
im Bauch ist die Luft. Wenn man redet und man in
den Bauch drückt und dann geht die Luft aus dem
Mund raus und dann füllt es sich eng an.“
LAURENZ „Mir war tausend heiß in der Matte.“
TIL „Weiß ich nicht. Ich wollte nicht. Weil es mir nicht Spaß macht.“
ARESA „Nicole hat mich in die Matte eingerollt. Dann war ich rausgekommen. Es war ganz einfach.“

Eine echte Schlange besucht uns

JOHAN „Die Schlange soll „Oskar“ heißen!“

Die Naturwissenschaften werden für die Kinder greifbar, wenn sie die Lebenden Kornnattern beobachten, fühlen und riechen können. Unter genauer Anleitung unserer Schlangenexpertin, Martina, erforschen die Kinder „Oskar“, die rötliche Kornnatter und „Kriechi“, die gelbe Kornnatter.

GRETA „Die ist weich. Oh, die fliegt!“
LAURENZ „Die ist ganz glatt.“
LOUISA „Schön weich ist die Schlange.“

AYAZ „So warm, die war hier an meinem Hals. Die Schlangen lieben Mäuse.“

SIMON„Die fühlt sich kuschlig an, sie ist gemütlich.“
ELENA „Die verliebt mich, weißt du, die verliebt mich immer.“

Der Besuch, der Schlangen, im Kindergarten inspiriert die Kinder zum Bauen. Sie wollen „Oskar“ ein Haus bauen, damit er sich bei uns wohl fühlt. „Oskar“ möchte leider nicht in dem gebauten Haus bleiben. Dennoch bleibt die Motivation bei den Kindern bestehen. An vielen Tagen bauen sie mit bedeutungsoffenem Material Häuser, Höhlen und Verstecke für die Schlangen.

LUKAS „Meine Schlange kriecht hier auf die Polster hinauf!“

In der Turnhalle experimentieren die Kinder mit einer Noppenfolie. Nach kurze Zeit beobachten wir, wie die Noppenfolie zur Schlange wird. Einige Kinder wickeln sich in die Folie ein.

EMIL „Das ist Schlangenhaut.“
SIMON „Das ist eng. Es ist einfach, herauszukommen.“
AYAZ „Kannst du mich bitte einrollen, Nicole?“
Emil wickelt ein Seil in die Noppenfolie ein und sagt: „Das ist meine Schlange.“ Er lässt die Schlange in der Turnhalle kriechen.

Auch andere Kinder steigen in das Spiel mit ein.

LUKAS „Meine Schlange kriecht hier auf die Polster hinauf und dann da weiter.“
SAMU „Meine auch.“
LUKAS „Meine Schlange kriecht ganz nach oben. Ich hab eine Kobra, die ist
sehr gefährlich.“
SAMU „Meine auch Kobra.“
Die Kinder lassen die Schlangen die Sprossenwand hoch kriechen.

SIMON „Die Klapperschlange kann den Mäusen den Schwanz abbeißen!“

Unsere Hausregel „Wir helfen einander“! wird auch in diesem Projekt von Greta und Emil umgesetzt. Im Atelier entwickeln die Kinder die Rassel der Klapperschlange. Greta möchte auch eine herstellen und bittet Emil um Hilfe.

GRETA „Wie geht das Emil, brauchst du eine Schere?“ Emil beginnt mit der
Arbeit.
EMIL „Kannst du das kurz halten?“
GRETA „Ja klar!“
EMIL „So hin und dann eins drüber.“ Emil legt Perlen in eine Nussschale und eine zweite Nussschale oben drauf.
GRETA „So neben, oder da drüben?“
EMIL „Erst musst du das fertig machen.“ Er klebt beide Nussschalen mit Klebeband zusammen.
EMIL „So, und das Zweite kannst du machen.“
GRETA „Aber ich will das so lang zusammen machen, wie geht das,
Emil?“ Greta reiht Nussschalen aneinander.
EMIL „So geht das nicht. Das darf man nur machen, wenn das
fertig ist.
GRETA „Hast du des auch so gemacht?“
EMIL „Ja!“
GRETA „Ok!“
Greta und Emil kleben weitere Nussschalen zusammen.
GRETA „Brauchst du die Schere noch? Dann räum ich auf.“
EMIL „Fertig, das ist jetzt fertig.“

Die Rasseln, der Kinder, nehmen wir zum Anlass und geben ihnen den Impuls Schlangen zu nähen, in welche sie die Rassel einarbeiten können.

LUKAS „Ganz weich, das kommt aus den Wolken.“

EMIL „Die Nadel sticht da rein, wo ich näh.“

Die Klapperschlange rückt in den Fokus der Kinder. In den Projektmorgenkreisen besprechen wir die Interessen der Kinder. Sie tauschen ihr Wissen aus und stellen Hypothesen auf. Bei offenen Fragen, lesen wir in den Büchern oder im Internet nach.

Wie lang ist die Klapperschlange?

MIKA „Wir könnten eine abmessen.“
LUKAS „So groß.“

Er zeigt die Länge mit seinen Armen. Wir messen mit dem Meterstab ab. Es ist 100 cm. Laurenz und Lukas legen ein Seil auf den Boden. Sie denken, dass die Klapperschlange 800 cm lang ist.
Aus einem Buch erfahren erfahren, dass Klapperschlangen 240 cm lang sein können. Aresa, Johan und Louisa lesen die Zahlen am Meterstab ab und vergleichen die unterschiedlichen Längen.

Was essen die Klapperschlangen und wer sind ihre Feinde?

LOUISA „Mäuse!“
MIKA „Alle Schlangen essen Mäuse gern.“
SIMON „Die Klapperschlange kann den Mäusen den Schwanz abbeißen.“
JOHAN „Von der Königsschlange macht das Gift der Klapperschlange nichts aus.“
JOHAN „Vor einem Raubvogel muss sie Angst haben und vor anderen Schlangen.“
TIL „Der Mäusebussard.“

Wir lesen, dass auch Füchse den Klapperschlangen gefährlich werden können.

JOHAN „Die Klapperschlange erschreckt mit den Rasseln die Feinde.“
TIL „Die Klapperschlange hat in den Rasseln nichts drin, die Rillen gehen zusammen.“
LOUISA „Die Schlange rasselt zuerst, dann greift sie an.“